Rechte Ideologien – ein gesellschaftliches Problem
by Arezu Lehner (2003) Alumna/Alumnus on 2024-02-15



Picture designed by kjpargeter / Freepik. An English version is provided beneath the German one.

 

Rechte Ideologien – ein gesellschaftliches Problem 

Am 21. Januar 2024 versammelten sich über 250.000 Menschen am Siegestor zur Münchner Demo „Gegen Rechts", um gegen den erstarkenden Rechtsruck, insbesondere durch die AfD und Ihre Wähler, zu protestieren.

Ein Geheimtreffen mit Vertretern wie Roland Hartwig, Gerrit Huy, Ulrich Siegmund von der AfD, der Mörig-Familie (Gernot Mörig, Arne Friedrich Mörig, Astrid Mörig), Neonazis wie Martin Sellner, Mario Müller und einen jungen „Identitären", sowie Vertretern von anderen Organisationen (Simone Baum und Michaela Schneider, beide Werteunion NRW, Silke Schröder vom Verein Deutsche Sprache, Ulrich Vosgerau von der Desiderius Erasmus Stiftung) und weiteren Personen (Alexander von Bismarck, Henning Pless – rechtsextremer Heilpraktiker und Esoteriker –, ein bekannter Nazi-IT-Unternehmer, ein Neurochirurg aus Österreich und zwei Angestellte des Hotels), darunter die Gastgeber Wilhelm Wilderink und Mathilda Martina Huss, sorgt für Besorgnis.

Diese Namen und Institutionen werfen ein alarmierendes Licht auf die Entwicklung in Deutschland. Das Geheimtreffen mit dem geplanten Rauswurf von ca. 25 Millionen Menschen nicht „rein“ deutscher Abstammung markiert einen bedenklichen Zeitpunkt. Die Realität, dass solche Treffen in Deutschland stattfinden und derartige Pläne geschmiedet werden, erfordert ein kritisches Bewusstsein für den Einfluss mächtiger Personen. Es ist endlich an der Zeit, den rechtsextremen Keim, der sich über Jahre hinweg entwickelt hat, zu erkennen und noch rechtzeitig zu ersticken.

Die AfD hat konsequent ihre programmatischen Positionen für Deutschland dargelegt, menschenverachtende Standpunkte. Rechtsextremistische Persönlichkeiten wie Björn Höcke äußern sich in der Öffentlichkeit kontrovers, insbesondere in Bezug auf den Holocaust, ohne dass bisher ein Parteiverbot oder rechtliche Schritte eingeleitet wurden. Schon im Jahr 2010 nahm er an einem Neonazi-Aufmarsch der NPD in Dresden teil, indem er mit 5.000 weiteren rechtsradikalen Anhängern demonstrierte. Außerdem bezeichnete Gauland Höcke als die „Mitte der Partei" und betonte, dass der, später in 2020 aufgelöste, „Flügel" innerhalb der AfD die Mehrheit besaß und somit maßgeblichen Einfluss ausübte. Die Auflösung des „Flügels" erfolgte aufgrund seiner völkisch-nationalistischen und rechtsextremen Ausrichtung, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) als „gesichert rechtsextremistische Bestrebung gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" eingestuft wurde. Seitdem werden dessen Vertreter nachrichtendienstlich überwacht. Im März 2022 gestattete das Verwaltungsgericht Köln dem BfV aufgrund der Auflösung lediglich, den „Flügel" als Verdachtsfall einzustufen, ohne weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Diese Situation wirft Fragen auf, insbesondere wenn fragwürdige Ideologien und die Relativierung des Nationalsozialismus nicht konsequent bekämpft werden. Die Tatsache, dass Persönlichkeiten wie Höcke weiterhin ungehindert agieren können, obwohl sie Ideen des Dritten Reichs verharmlosen, zentrale NSDAP-Slogans verwenden und tragische Ereignisse wie die Terroranschläge in Christchurch und Halle von rechtsextremen Motiven inspiriert wurden, steht im Fokus besorgniserregender Entwicklungen.

Nicht allein die AfD fördert rechtes Gedankengut in Deutschland. Diese Partei stellt lediglich einen der Katalysatoren dar, und immerhin zwingt sie ihre Wählerschaft nicht dazu, sie zu unterstützen. Rechtes Gedankengut hat in Deutschland auch ohne rechtsextreme Parteien Bestand. Es wird zwar besonders problematisch, wenn solche Parteien an die Macht gelangen, doch bereits vorher und besonders aber seit 2015 existiert ein Problem mit rechten Attacken, wie jede Person mit Migrationshintergrund oder einem nicht-deutschen/weißen Erscheinungsbild bestätigen kann. Früher spürten wir bereits rechte Tendenzen und Alltagsrassismus war schon damals präsent, begleitet von Forderungen nach Abschiebungen. Lange genug haben weiße Menschen weggesehen und sich nicht weiter mit dem Problem des Rechtsextremismus beschäftigt.

Das grundlegende Problem wurzelt viel tiefer in unserer Gesellschaft. Die Aufarbeitung von Deutschlands menschenverachtender Vergangenheit ist gescheitert. Zwar behandeln Schulen die historischen Ereignisse, jedoch wird wenig über die Zukunft oder Gegenwart diskutiert. Konkrete Maßnahmen zur Vermeidung ähnlicher Vorkommnisse fehlen. Die Lehren aus der Vergangenheit werden nicht gezogen, und eine aktive Auseinandersetzung mit rechter Politik, Rassismus, Abschiebung, Islamfeindlichkeit, Ableismus und Holocaust-Leugnung findet nicht statt.

Es ist spätestens jetzt unumgänglich, konsequenter vorzugehen. Wir müssen entschiedener gegen rechte Ideologien kämpfen. Die AfD, rechte und andere neonazistische Bewegungen existieren bereits viel zu lange, und viel zu lange haben wir weggeschaut, sie bagatellisiert und ihre Ernsthaftigkeit heruntergespielt. Es ist jetzt an der Zeit, einen klaren und tiefgreifenden Standpunkt gegen rechts zu beziehen, auch im alltäglichen Leben. Wir sollten unsere Familienmitglieder, Freunde, Arbeitskollegen und Kommilitonen über die Gefahren aufklären und uns lautstark gegen die Verharmlosung von Rassismus und Xenophobie, unangebrachte Witze und Alltagsrassismus positionieren.

 

Right-wing Ideologies: A Societal Issue

On January 21st, 2024, over 250,000 people gathered at the Siegestor in Munich for the "Against Right" demonstration, protesting the escalating shift to the right, particularly driven by the AfD (a dangerous right-wing party in Germany) and its supporters. A secret meeting involving representatives such as Roland Hartwig, Gerrit Huy, Ulrich Siegmund of the AfD, the Mörig family (Gernot Mörig, Arne Friedrich Mörig, Astrid Mörig), neo-Nazis like Martin Sellner, Mario Müller, and a young "Identitarian", as well as representatives from other organizations (Simone Baum and Michaela Schneider, both from Werteunion NRW, Silke Schröder from the Association for the German Language, Ulrich Vosgerau from the Desiderius Erasmus Foundation), and other individuals (Alexander von Bismarck, Henning Pless - a right-wing extremist practitioner and esotericist, a well-known Nazi IT entrepreneur, a neurosurgeon from Austria, and two hotel employees), including hosts Wilhelm Wilderink and Mathilda Martina Huss, has raised concerns.

These names and institutions cast an alarming light on the developments in Germany. The secret meeting with plans to expel approximately 25 million people not of "pure" German or white descent marks a worrisome turning point. The reality that such meetings take place in Germany and plans of this nature are forged requires a critical awareness of the influence of powerful individuals. It is time to recognize and confront the right-wing seed that has been growing over the years and nip it in the bud.

The AfD has consistently outlined its programmatic positions for Germany, which include dreadful and inhumane stances. Right-wing extremist figures like Björn Höcke express worrisome views publicly, particularly regarding the Holocaust, without facing party bans or legal actions. In 2010, he participated in a neo-Nazi march organized by the NPD in Dresden, demonstrating with 5,000 other followers. Additionally, Gauland referred to Höcke as the "politically more center" within the party and emphasized that the "Flügel" (Wing), dissolved in 2020, held the majority within the AfD and thus exerted significant influence. The dissolution of the "Flügel" occurred due to its ethno-nationalist and right-wing extremist orientation, classified by the Federal Office for the Protection of the Constitution (“Bundesamt für Verfassungsschutz” = BfV) as "securely right-wing extremist efforts against the liberal democratic basic order." Since then, its representatives have been under intelligence surveillance. In March 2022, the Administrative Court in Cologne permitted the BfV, due to the dissolution, only to classify the "Flügel" as a suspected case without taking further measures.

This situation raises questions, especially when questionable ideologies and the trivialization of National Socialism (NS, germ. “Nationalsozialismus”) are not consistently combated. The fact that figures like Höcke can continue to operate unhindered, despite downplaying Third Reich ideas, using central NSDAP slogans, and incidents such as the terrorist attacks in Christchurch and Halle being inspired by right-wing extremist motives, is a focal point of alarming developments.

The existence and support of right-wing ideologies in Germany is not solely the responsibility of the AfD. This party is merely one of the catalysts, and it does not force its supporters to endorse it. Right-wing ideologies have persisted in Germany even without far-right parties. While it becomes particularly problematic when such parties come to power, the issue with right-wing attacks has existed even before but especially since 2015, as anyone with a migration background or a non-German/white appearance can confirm. We have experienced right-wing tendencies before, and everyday racism was already present, accompanied by demands for deportations. White individuals have looked away long enough and have not actively addressed the problem of right-wing extremism.

The fundamental problem goes much deeper into our society. Germany`s critical analysis with its inhumane past has failed. While schools cover historical events, there is little discussion about the future or the present. Concrete measures to prevent similar occurrences are lacking. Lessons from the past are not drawn, and there is no active engagement with right-wing politics, racism, deportation, Islamophobia, ableism, and Holocaust denial.

It is now unavoidable to take more decisive action. We must fight more determinedly against right-wing ideologies. The AfD and other neo-Nazi movements have existed for far too long, and for far too long, we have looked away, trivialized them, and downplayed their seriousness. It is time to take a clear and profound stance against the right, even in everyday life. We should enlighten our family members, friends, colleagues, and classmates about the dangers and loudly oppose the trivialization of racism and xenophobia, inappropriate jokes, and everyday racism.